Herbstfest war voller Erfolg für alle Beteiligten
Die Gemeinschaft und die Gespräche standen beim Sommerfest der Flüchtlingshilfe Wiehl im Mittelpunkt. Foto: Kupper (Michael Kupper)
Soelsiefen. „Ich bin hier, weil ich mich hier sicher fühle“, sagte Timur am Samstag auf dem Sommerfest der Wiehler Flüchtlingshilfe im Garten von Hanni und Wolfgang Müller in dem kleinen Wiehler Ortsteil Soelsiefen, am Waldrand oberhalb von Dreisbach. Der Krim-Tartar ist vor einigen Monaten mit seiner Frau und seinen drei Kindern im Alter von sechs, fünf und einem Jahr nach Deutschland gekommen und besucht den ehrenamtlichen Deutschunterricht der Flüchtlingshilfe bei Iris und Gerhard Hermann im evangelischen Gemeindehaus. Gerhard Hermann schilderte, dass unmittelbar nach Kriegsbeginn rund 30 Leute unterrichtet worden seien. Inzwischen habe sich die Lage etwas entspannt, da nun einige auch professionelle Schulen besuchen.
Knapp 40 der etwa 400 in Wiehl angekommenen Flüchtlinge aus der Ukraine haben sich auf dem herbstlichen Sommerfest getroffen, um dort gemeinsam mit rund zehn Helfern von der Flüchtlingshilfe und der Nachbarschaft Pizza zu backen.
Dabei konnten sie aus einem reichhaltigen Zutatenbuffet wählen und sich ihre Pizza auf vorbereiteten Teiglingen selbst nach eigenem Geschmack belegen. Wolfgang Müller erzählt, das mit dieser Aktion eine Brücke über mehr als 20 Jahre geschlagen sei: „1999 habe ich den Holzbackofen zusammen mit einem ukrainischen Gastarbeiter aufgebaut.“ Auch Inna aus Nemyriw, einer kleinen Stadt etwa 200 Kilometer südwestlich von Kiew, freut sich: „Es ist toll, in diesem Ambiente mit anderen Ukrainern sprechen zu können – und die Pizza schmeckt sehr lecker.“ Ihr 18-jähriger Sohn Jaroslav hofft, recht bald in die Ukraine zurückkehren zu können: „Ich will dort Internationale Diplomatie studieren.“ Kameta aus Tschetschenien überbrückt die Sprachhürden auf dem Sommerfest. Sie spricht perfekt russisch und hat vor kurzem das Zertifikat „Leben in Deutschland“ abgelegt. Sie erläutert, dass Ukrainisch und Russisch zwei grundverschiedene Sprachen seien, doch beherrschten die Ukrainer das Russische aufgrund der ehemaligen Zugehörigkeit zur Sowjetunion.
Konrad Gerards, Kassierer bei der Flüchtlingshilfe, hat das Sommerfest koordiniert, das durch das NRW-Programm „Komm-an“ unterstützt wird: „ Es ist sehr wichtig, dass die Neuankömmlinge nicht nur zu Hause sitzen, sondern sich in einem persönlichen Gespräch in ungezwungener Atmosphäre austauschen können.“ Hanni Müller berichtet, dass die Wiehler Flüchtlingshilfe 2015 nach einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft gegründet worden sei. Damals seien vorwiegend Menschen aus Syrien, Afghanistan und Somalia betreut worden.
„Wir haben zu der Zeit Deutschkurse für Frauen organisiert – das ist ja sonst keine Integration“, schildert die Gastgeberin und erläutert, dass es Deutschunterricht nur für Männer als Vorbereitung auf das Arbeitsleben gegeben habe.
Erfreut erzählt sie, dass Wisal aus Syrien sich derzeit auf das Abitur vorbereite und anschließend Lehramt studieren will: „Die junge Frau ist für uns eine unschätzbare Hilfe bei der Kinderbetreuung.“
Als nächste Aktion findet in Kooperation mit dem Lia-Zentrum in Reichshof-Wildbergerhütte am 29. Oktober von 12 bis 16 Uhr im Wiehltalstadion ein Kindersportfest für ukrainische Flüchtlingskinder im Alter von sechs bis acht Jahren statt.
(Foto Titel: by Rebekka D from Pixabay; Foto Gruppe: Michael Kupper)