Die Zimmermitte nimmt ein großer Familienesstisch ein, die Kaffeetheke im Hintergrund ist mit einer funktionalen Küche verbunden, kleine Sitzgruppen an den Seiten laden zum gemütlichen Plausch ein, mit heller Farbgestaltung und jeder Menge Tageslicht verbreitet der Raum kommunikative Wohlfühl-Atmosphäre.
Mit der Eröffnung des Begegnungszentrums „Café Else“, Oberwiehler Straße 61, entsteht für die Kooperationspartner aus der Stadt Wiehl, der Flüchtlingshilfe Wiehl , der OASe und dem Gemeinnützigen Verein Oberwiehl eine klassische Win-Win-Situation, denn der neue Treffpunkt ist nicht nur ein weiterer Beitrag zur Belebung des dörflichen Lebens, sondern gleichzeitig Schmelztiegel zum Zusammenwachsen von Einheimischen und Neubürgern.
Dass damit offensichtlich voll ins Schwarze getroffen wurde machte der große Besuchersturm deutlich, der sich bereits zur Eröffnung im Café drängelte. So zeigte sich der Integrationsbeauftragte der Stadt Wiehl, Konrad Gerards, erfreut über die tolle Gemeinschaftsproduktion aller Akteure und dankte ihnen, sowie dem Land NRW für die Bereitstellung von Hilfsgeldern. Die gemeinsame Vernetzung ermögliche Begegnung und Austausch, schaffe so Nähe zwischen den Menschen. „Jemanden den ich kenne, vor dem habe ich keine Angst“.
Nach seiner Einschätzung habe sich die damalige Entscheidung zur dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge als wichtiger Baustein für gelingende Eingliederung erwiesen, resümierte Bürgermeister Ulrich Stücker, allerdings sei die tatsächliche Integrationsleistung erst durch das außerordentliche Engagement der Wiehler Ehrenamtlichen erfolgt.“Integration braucht Orte der Begegnung um Vorbehalte abzubauen und Zukunftsziele zu entwickeln“, wünschte er allen künftigen Besuchern, intensive und offene Gespräche und dankte der OWG für die Bereitstellung der Räumlichkeiten.
Als Reaktion auf einen Brandanschlag im September 2015, auf einen Waggon in dem Flüchtlinge unterkommen sollten, habe sich im Dorf eine gewaltige Solidaritätswelle formiert, so dass heute 50 syrische und irakische Neubürger in Oberwiehl ihr zu Hause hätten, rekapitulierte Udo Kolpe, Vorsitzender des Gemeinnützigen Vereins Oberwiehl.
Der aktuelle Name Café Else beziehe sich auf die heute 101 Jahre alte Oberwiehlerin Else Hans, die an gleicher Stelle von 1960 bis 1983 ihre Linden Apotheke führte.Für „kleines Geld“ vom Land NRW und den beteiligten Akteuren, mit teilweise unentgeltlicher Unterstützung der Firmen Kocher Heizung-und Sanitär, Traksel- Bau, dem Bubenzer-Baustoffhandel, Elektro-Schwertner, sowie GSG-Farben und der Eigenleistung vieler Ehrenamtlicher habe man das Begegnungszentrum realisieren können.
Im Namen der Flüchtlinge in Oberwiehl ergriff Mustafa Almohamad das Wort und bedankte sich für die vielgestaltige Hilfe, die er und seine Landsleute durch die Paten erführen. „Für Vielfalt und Respekt“ und „Us Fremen weren Nohpern und Früngde“-die griffigen Wand-Tattoos sind markante Gestaltungselemente und erinnern als Leitmotiv stets an die Treibfeder die alle Akteure antreibt.
„Jeder, der sich für diese Ziele einsetzt, ist uns herzlich willkommen“, lud Petra Friedrichs, Koordinatorin der Oberwiehler Flüchtlingsarbeit dazu ein, sich auch an der künftigen Programmgestaltung im Café Else zu beteiligen. Den musikalischen Auftakt der Veranstaltung gestaltete Melissa Friederichs, mit Gesang zur Gitarre.
Nachdem am 10. September der große Festumzug zum 700. Oberwiehler Dorfjubiläum Geschichte sein wird, findet ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen, Spielen, Kino, Kochen, Mitsingen-und Mitmachen im Café statt . Das jeweilige Thema wird in der Dorfzeitung und auf der Homepage der Flüchtlingshilfe Wiehl veröffentlicht oder ist einem Aushang am Eingang des Café Else zu entnehmen.
Text und Foto: Ute Sommer