Es klopft an die Tür des Zimmers 14 der Stadtverwaltung in Wiehl. Ein junger, farbiger Mann schaut um die Ecke. “ Hallo Frau Haas, können Sie den Schlüssel bitte an Konrad weiter geben“? Für Monika Haas, Mitarbeiterin des Fachbereichs 4/ Soziales, ist es eine Selbstverständlichkeit ihre Schreibtischarbeit immer mal wieder unvermittelt zu unterbrechen, denn während ihrer „normalen“ Bürozeiten schneien, in unregelmäßigen Abständen, bis zu zwanzig Ratsuchende mit unterschiedlichsten Anliegen herein. Doch die gelernte Maler-und Lackiererin, mit Ausbildungseignungsprüfung und pädagogischer Zusatzqualifikation besitzt eine entspannte Wesensart, die es ihr erlaubt, diese permanente Herausforderung als positiven Ansporn zu verbuchen. „Action ist gut, damit kann ich gut umgehen“. Seit dem 1. Juli 2016 ist die Sozialarbeiterin zuständig für „Asylangelegenheiten“, ein komplexes Aufgabengebiet, zu dem die Arbeits-und Unterkunftsvermittlung, die Wohnungsbetreuung, Organisation von Deutschkursen und entsprechenden Praktika gehören.
Als Schnittstelle zwischen den Wiehler Asylbewerbern und den verschiedenen Maßnahmeträgern, Bildungseinrichtungen, der IHK und dem I-Point ist sie erste Ansprechpartnerin für derzeit 200 Asylsuchende, die z. Zt. in Wiehl leben und über deren Asylantrag bislang noch nicht entschieden wurde. Aber auch anerkannte Flüchtlinge suchen sie auf, um Fragen zu klären. Von den insgesamt in Wiehl lebenden 380 Flüchtlingen leben 240 in Privatwohnungen, 80 Personen sind in BEW-Wohnungen untergebracht und 60 Geflüchtete haben ihre Bleibe in kürzlich neu errichteten Gemeinschaftsunterkünften gefunden. An zwei Vormittagen der Woche arbeitet Monika Haas in ihrem erlernten Beruf, renoviert Wohnungen und Unterkünfte, die nach Auszug der Zuwanderer wieder in den Ursprungszustand versetzt werden müssen. Mit regelmäßigen Besuchen in den aktuell sieben verschiedenen Deutschkursen, angeboten in Wiehl, Bielstein und Oberwiehl, hält sie engen Kontakt zu Schülern und Lehrern, stellt so schnelle Intervention bei auftretenden Problemen sicher.
Den Löwenanteil ihrer Zeit investiert die 48-jährige allerdings in die Jobakquise am PC und als „Kummerkasten“ für alle Wechselfälle des Lebens, seien es Fragen zu Schule und Job, angefragte Reparaturen, Beschwerden von benachbarten Anwohnern oder als Hilfe beim Erstellen von Lebensläufen und Bewerbungsschreiben. Seitens ihrer „Fälle“ werden am häufigsten Mängel seitens der Wohnsituation in Außenorten beklagt, fehlende oder schlechte Verkehrsanbindungen moniert. Zusammen mit ihren Gesprächspartnern freut sie sich über gute Nachrichten, motiviert nach Enttäuschungen oder tröstet bei Rückschlägen. Als Grundlage für den guten Draht zu den multinationalen Flüchtlingen allerdings, bezeichnet sie die engagierte Vorarbeit, die von den vielen ehrenamtlich tätigen Paten und Kümmerern geleistet wird. „Bei mir und meinen Kollegen ist die Luft nicht raus, wir sind bestens motiviert“.
Text und Foto: Ute Sommer